Neue Räume in der Stadt | Christliche Lebensformen im urbanen Kontext
Die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, das Forum Hochschule & Kirche (FHoK), die Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP) der DBK sowie das Haus am Dom veranstalteten am 16. Juni 2016 in Frankfurt eine Fachtagung zum Thema „Neue Räume in der Stadt. Christliche Lebensformen im urbanen Kontext“.
Die Stadt ist ein besonderer Ort. Sie kann auf vielerlei Weise wahrgenommen werden: als Ereignis, als Bedrohung, als Herausforderung, als Laboratorium, als Chance und Versprechen. Für Papst Franziskus ist die Stadt ein „vorzüglicher Ort für die neue Evangelisierung“ (Evangelii gaudium 73). Doch das Verhältnis der Christen zur Stadt ist eigentümlich zwiespältig. Der Begriff Stadt steht sinnbildlich für Schnelllebigkeit, Anonymität und Mobilität. Der Begriff Urbanität hingegen drückt ein Lebensgefühl aus, das von Lebensstilen, Präferenzen, Orientierungen und Individualität spricht. Städterinnen und Städter treiben zutiefst menschliche Fragen um, z.B. wie gelingendes Leben aussehen kann?
Die Fachtagung „Neue Räume in der Stadt. Christliche Lebensformen im urbanen Kontext“ ging dem Spezifikum von Pastoral in Städten, vor allem für Junge Erwachsene nach. Das Anliegen war es, der Frage auf die Spur zu kommen, wie Pastoral und christliche Gemeinschaft in Städten zukünftig aussehen können? Dafür wurden zunächst Erwartungen und Wünsche von Menschen aus unterschiedlichen Lebenszusammenhängen gehört. Dabei wurde beispielsweise deutlich, dass Menschen Gemeinschaft suchen, die sie in den traditionellen Formen kirchlicher Seelsorge oft nicht mehr finden. Auch die kirchliche Sprache wird oft als Hindernis wahrgenommen, da sie unverständlich erscheint. Die Stadt bietet und fordert viele Möglichkeiten. Eine solche Multioptionalität muss sich auch in kirchlicher Pastoral niederschlagen.
Diese Erwartungen und Wünsche wurden anschließend mit Good-Practice-Beispielen kontrastiert. So stellten sich die „Jugendkirche Jona“ aus Frankfurt (www.jugendkirche-jona.de), das Stadtteilprojekt „Südsinn“ aus Münster (www.bistum-muenster.de/index.php?cat_id=20611), das Motoki-Kollektiv aus Köln (www.motoki-kollektiv.de), die Internetangebote „Kath 2:30“ und Blog „Dei Verbum“ (www.katholische-citykirche-wuppertal.de/) und die Würzburger „Moonlight Mass”, Würzburg (www.moonlightmass.de/) vor und inspirierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung.
In einer Abschlussrunde machte der Frankfurter Pastoraltheologe Prof. Dr. Wolfgang Beck darauf aufmerksam, dass die Kirche größtenteils noch einer „Dorflogik“ anhängt, die im Kontrast städtischen Logik steht. Beck plädierte für „eine Kirche in der Stadt im Unsicherheitsmodus“, die Mut zu pastoralen Experimenten zeigt, auch Mut zum Scheitern hat: „Neben den vielen good-practice-Beispielen sollte ab und zu auch von den ,Desaster-Beispielen‘ erzählt werden. Von denen könnten wir auch einiges lernen.“
An der Fachtagung nahmen etwa 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen deutschen Bistümern, aus den Bereichen der Hochschulseelsorge, der kirchlichen Jugendarbeit und der Pastoralentwicklung teil.