Pressemitteilung | Demokratie geht uns alle an" – Fachtag zum Thema Populismus und Jugendpastoral
Düsseldorf, 13.03.2017 – Rechtspopulismus stellt auch für die katholische Jugendpastoral eine große Herausforderung dar. Dies wurde bei einem Fachtag zur Politischen Bildung der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) am vergangenen Donnerstag deutlich. Dort setzten sich rund 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den unterschiedlichen Handlungsfeldern der katholischen Jugendpastoral mit der Frage auseinander, wie sie bei ihrer Arbeit mit jungen Menschen der Demokratie den Rücken stärken können.
Ziel des Fachtages war es, zunächst eine Wissensgrundlage über das Phänomen des (Rechts-) Populismus zu schaffen. Dr. Marcel Lewandowsky von der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg vermittelte in seinem Vortrag nicht nur grundlegende Definitionen und Erklärungsansätze, sondern auch aktuelle Daten aus seiner Forschung zu Erscheinungsformen und Entwicklungen rechtspopulistischer Strömungen in Deutschland und Europa.
Rechtspopulismus ist derzeit ein weltweit zu beobachtendes Phänomen, das mit den jüngsten Wahlergebnissen der „Alternative für Deutschland“ (AfD) auch in Deutschland die öffentlichen Diskussionen prägt. Die Partei beruft sich auf die „Wertegrundlagen des christlich-abendländischen Kulturkreises“ und knüpft mit ihren Inhalten an die Wertvorstellungen vieler Katholikinnen und Katholiken an. Tatsächlich stehen ihre Ziele dem christlichen Anliegen jedoch in einem direkten Widerspruch gegenüber. Eine Politik der Abgrenzung und Abwertung ist aus katholischer Sicht inakzeptabel.
Dr. Marcel Lewandowsky von der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg vermittelte in seinem Impuls-Vortrag nicht nur grundlegende Definitionen und Erklärungsansätze, sondern auch aktuelle Daten aus seiner Forschung zu Erscheinungsformen und Entwicklungen rechtspopulistischer Strömungen in Deutschland und Europa. Dr. Sonja Strube, Privatdozentin an der Universität Osnabrück, widmete sich im Anschluss daran in einem zweiten Impulsvortrag den konkreten Herausforderungen, die rechtspopulistische Positionen für die katholische Kirche darstellen. In ihrem Beitrag konzentrierte sie sich vor allem auf die Rolle konservativer Medien, die populistischen Akteurinnen und Akteuren einen Zugang zu katholischen Zielgruppen bieten.
Darüber hinaus bot der Fachtag den Teilnehmenden die Möglichkeit, einzelne Aspekte zu vertiefen und Ideen zu entwickeln, wie sie bei ihrer Arbeit die Demokratie stärken und jungen Menschen Orientierung im Hinblick auf politische Themen bieten können.
Ruth Grune, Referentin bei der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb), stellte Ansätze einer politischen Bildung vor, die sich speziell an politikferne Jugendliche richten. Sie betonte, dass Jugendliche heute – entgegen vieler Annahmen – sehr wohl politisch seien. Jedoch unterscheide sich ihr Politikverständnis von einem klassischen Politikverständnis. So interessieren sich junge Menschen beispielsweise für Fragen der sozialen Gerechtigkeit oder ihre Beteiligungsmöglichkeiten an Entscheidungsprozessen, machten jedoch einen großen Bogen um Politik im engeren Sinne. Der Weg führe dementsprechend über ein weiteres Politikverständnis und den sogenannten vorpolitischen Bereich.
Sebastian Auer, freier Reporter beim Westdeutschen Rundfunk, ging der Frage nach, in welchem Verhältnis Populismus und Medien zueinander stehen. Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutierte er die Frage, wie Jugendpastoral jungen Menschen diese Zusammenhänge vermitteln kann und wie diese zu einem verantwortungsbewussten Medienkonsum befähigt werden können. Ein offener Umgang mit Medien, die Wertschätzung von Pluralität in der Medienlandschaft und eine hohe Transparenz in Hinblick auf die Berichterstattung könnten dazu beitragen, dass das Vertrauen wieder wachse.
Paul Metzlaff, Referent für Glaubensbildung bei der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge, befasste sich explizit mit dem Familienbild der Katholischen Kirche und den familienpolitischen Ansichten der rechtspopulistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD). Das Familienbild der Partei sei viel zu eng gefasst, lautete das Fazit am Ende des Workshops. Es widerspreche dem christlichen Menschenbild und dem Universalitätsprinzip der Kirche. Gerade deshalb sei es für Akteurinnen und Akteure der katholischen Jugendpastoral zwingend notwendig, sich mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Äußerungen beider Institutionen auseinander zu setzen. Nur so könnten sie jungen Menschen eine Orientierung geben.
Am Ende der Veranstaltung zogen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein positives Fazit: Für die Akteurinnen und Akteure in der katholischen Jugendpastoral ist es nicht nur wichtig, sich selbst fit in Politik zu machen. Es ist ebenso wichtig, entsprechende Angebote der politischen Bildung oder Informationsangebote für Jugendliche zu schaffen, um Orientierung zu geben. Egal in welchem Handlungsfeld sie unterwegs sind. Es gilt, die zahlreichen bereits bestehenden Angebote und Bausteine zu nutzen und zu vernetzen.
Die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) ist als Fachstelle für Jugendfragen in die Arbeit der Jugendkommission und des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz eingebunden.
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